Bessere Fotos – Kleinert/Schmidt
Das Buch „Bessere Fotos“ aus dem mitP-Verlag in der Edition ProfiFoto kommt zunächst eher bescheiden daher, ein relativ kleines Buchformat mit Paperbackeinband. Wie der Name schon verrät kooperiert der Verlag mit der Zeitschrift ProfiFoto, was durchaus lesbare Fachkompetenz erwarten lässt. Das Buch weist dann bei näherer Inaugenscheinnahme ein für mich überraschendes und neues Konzept auf, das sich bereits beim Untertitel „Bilder diskutieren, verstehen und verbessern“ andeutet.
In 11 Kapiteln werden insgesamt 45 fotografische Themenbilder vorgestellt. Im Buch ist quasi als unterkapitelbildende Grundlage jeweils ein Foto zu sehen, das jeweils einer der beiden Autoren beigesteuert hat. Nach einigen erklärenden Worten zum Foto gibt der andere Autor dann meist eine ehrliche und begründete Meinung zu dem jeweiligen Foto ab, teils mit Anregungen und Verbesserungsvorschlägen, eine Bildkritik im positivsten Sinne.
Im Anschluss werden dann grundlegende Techniken, die auf dem Foto aufbauen oder für das Foto angewandt wurden, in den sogenannten Tech-Talks vorgestellt. Der Text liegt hier immer eng an Beispielfotos. Erläuterungen zu fotografischen Basics und Zubehör sowie allgemein zur Entstehung des Bildes schließen sich an, wenn es passt. Beispielhaft seien hier die Ausführungen zu Temperatur und Farbtemperatur im Kapitel 51 „Der Ton macht die Musik“ genannt, in denen ich auch noch einiges Neues erfahren konnte. Nicht der Inhalt alleine, vielmehr die Art und Weise der Vermittlung sind in diesem Buch auf kreative Weise gelöst. Weder zu expertenlastig, noch zu oberflächig. Bei dieser Gelegenheit … die beiden Autoren sind keine gelernten Fotografen, sondern Mathematiker … was sie für meinen Geschmack ein wenig zu oft anmerken. Das hat aber nichts mit dem didaktischen Aufbau, den thematischen Inhalt oder der sprachlichen Art der Wissensvermittlung zu tun. Sicherlich ist man sich zwischen den beiden Co-Autoren bei der Konzeption des Buches vorher einig, welche Bilder besprochen werden und was man dazu sagt, um anschließend darauf aufzubauen. Es ist für mich ein eher idealisiertes, modellhaftes Vorgehen und es wäre schön wenn man das auch in der virtuellen oder realen Welt anwenden könnte. Hier im Buch liest sich das flüssig, wirkt authentisch und die wesentlichen Infos kommen rüber. Dies scheitert jedoch leider häufig an zwei wesentlichen Schwächen … der fehlenden Kraft sich Kritik anzuhören ohne der Empfindlichkeit des Künstlers nachzugeben und der fehlenden Ausdauer sich mit fremden Bildern länger strukturiert zu beschäftigen und dann noch seine Gedanken in Worte zu kleiden. Ich persönlich kenne leider nur sehr wenige Fotografierende, die dies können … schade eigentlich.
Das Kapitel 6 im Buch widmet sich mit 3 Unterkapiteln dem Bereich der Abstraktion, einem meiner derzeitigen Themenschwerpunkte. Daher habe ich den Autoren in diesem Bereich des Buches besondere Aufmerksamkeit geschenkt, denn das Thema entzweit die Gemüter wie aktuell kaum ein anderes, sowohl im persönlichen Bereich, als auch in von mir besuchten Foren. Frei nach dem Motto „ist das Kunst oder kann das weg“ werden die Spannungsfelder zwischen Bildidee des Autors, der Wahrnehmung durch andere und des aktuellen Mainstreams im Bereich der angewandten, sichtbaren Fotografie wie in einem Brennglas fokussiert. Dazu denn eine neutrale, sachlich fundierte, wohlmeinende, nicht verletzten Bildkritik, die vom Autor akzeptiert, angenommen und vielleicht sogar umgesetzt wird … das wäre dann doch schon Hochreck, aber auch das soll es geben. Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen … natürlich darf der Künstler sagen „… das wollte ich genau so …“, nur sollte das dann seine ehrliche Meinung sein. Nicht als „beleidigte Leberwurst mit Trotzphase“, sondern beschenkt mit einer ehrlichen, begründeten Meinung einer Person, die sich Zeit für das Bild genommen hat und seine individuellen Meinungspunkte zu dem Bild aufgeschrieben oder mitgeteilt hat.
Alles in allem, ein gutes Buch für Einsteiger und Fortgeschrittene, das eine etwas andere Art der Wissenvermittlung nutzt. Diskussionen über Ergebnisse und Anregungen, eng angelehnt an den jeweiligen Beispielbildern, für zukünftige, kreative Experimente machen den Unterschied.
„Bessere Fotos“ Bilder diskutieren, verstehen und verbessern
Kleinert/Schmidt mitp-Verlag
Ein guter Beitrag zum Buch. Das verführt zum Kaufen.
Beste Grüße Nora