Da mir das erste Buch (dazu meine Rezension) des Duos gut gefallen hat und im Titel schon auf die praktische und die kreative Umsetzung des Themas verwiesen wird, war ich gespannt, auf welche Art dies in dem Buch vermittelt und dargestellt wird.
Zwischenzeitlich haben sich einige Bücher über Streetfotografie bzw. Bildbände mit Streetfotos bei mir angesammelt. Man kann sich zwar dort einzelne Anregungen und Tipps holen, aber befriedigende Fotos entstehen halt nur, wenn man sich der neuen Herausforderung stellt, also selbst Street fotografiert und neben Bildern auch reichlich Erfahrung sammelt.
Daher interessierte mich das Buch auch für die Weiterentwicklung meiner persönlichen Fotografie ganz besonders, da ich erste, vorsichtige Schritte in Richtung Street bereits unternommen habe und das Thema mit mehr Struktur für mich ausweiten und qualitativ verbessern möchte.
Im vorliegenden Buch ist das Gesamtthema sehr gut in 8 Module unterteilt.
Das Inhaltsverzeichnis ist sehr übersichtlich, feinteilig aber nicht zergliedert, aufgebaut und man kann sich sehr schnell einen Überblick verschaffen und Themenbereiche auffinden, die einen aktuell interessieren oder die man gezielt noch einmal nachlesen will.
Schon die Einleitung in das Thema ist textlich interessant gemacht und weckt mit gut gewählten Bildern Interesse an dem was noch kommt.
Ich persönlich habe das Buch klassisch von vorne bis hinten gelesen und mich erst dann mit einzelnen Aspekten intensiver beschäftigt. Diese habe ich teils auch schon ausprobiert und somit für meine persönliche Vorgehensweise adaptiert und genutzt. Ich denke es ist aber auch, je nach individueller Erfahrung und Interesse, problemlos möglich sich direkt in die meisten Module und Aspekte zu bewegen, die dortigen Informationen zu lesen, zu verstehen und ziemlich schnell in die Praxis umzusetzen.
Die so gewonnen Erkenntnisse bringen dem Leser zunächst in der Theorie neue Ansätze und Techniken nahe, erweitern also zunächst die Wissensbasis, die man dann planvoll in eigene Experimente und den zielgerichteten Aufbau einer persönlichen Sammlung von aussagekräftigen, kreativen Streetfotos umsetzen kann.
Wenn ich beispielsweise einmal genauer in das Modul „Kreative Streetfotografie“ schaue, sind dort Themen wie Schärfe/Unschärfe und Bewegung/Dynamik thematisiert, was über die Inhalte des Moduls „Bildgestaltung“ hinausgeht.
Egal ob gewollte Unschärfe auf dem menschlichen Wesen durch Nutzung der offenen Blende einer lichtstarken Festbrennweite oder der Telestellung eines Zooms oder der gewollten Kamerabewegung (ICM) zur Erzielung einer unkenntlich machenden Verfremdung der Person, alles ist gut erklärt und mit aussagekräftigen Fotos nachvollziehbar bebildert.
Dazu kommen auch wieder die konkreten Aufgabestellungen und direkten Fragen an den Leser, die ich besonders schätze da man hier innehält und die vorherigen Informationen überprüft, sie durchspielt und auf sich persönlich anwendet. So wird man angeregt sich noch tiefer über die Thematik zu versenken und möglichst zeitnah eigene Versuche in diesem Bereich zu unternehmen.
Die Beispielbilder im Buch sind hochwertig und gut nachvollziehbar ausgewählt.
In der Darstellung sind sie logisch wie inhaltlich aufeinander aufbauend. Neben gut ausgewählten Einzelbildern zu einem Aspekt oder Unterthema gibt oft auch erst eine Übersichtsaufnahme, dann eine Aufnahme teils mit markierten Elementen, wie Standorten, Linien, anderen Bildelementen und abschließend das fertige Bild, mit einem Protagonisten auf der vorher festgelegten Position oder mit vorher besprochenen und festgelegten Aspekten (wie z.B. einen Regenschirm oder Hut).
Der gesamte Prozess, von den sinnvoll notwendigen Vorüberlegungen bis zum Endresultat ist sehr gut nachvollziehbar und kann so sehr unmittelbar als Grundlage für die eigenen Überlegungen genutzt werden.
Die Autoren wirken durch Text und Bilder persönlich sehr kompetent und qualifiziert. Vertrauen zu den Anleitungen und Tipps kann der Leser so schnell fassen und gut gerüstet seinen eigenen Weg einschlagen, denn auch auf mögliche Schwierigkeiten vor Ort gehen die Autoren ein.
Für mich ist das Buch eine klare Empfehlung für Fotografierende, die sich tiefergehender und strukturierter mit der Streetfotografie beschäftigen möchten, wobei auch der Einsteiger in das Thema sehr gut bedient wird.
Die Leser können über das Buch auf die reichhaltige Erfahrung der Autoren in Form von making-of-Fotos und Skizzen, konkreten Aufgabenstellungen an die Leserschaft und einem gut gegliederten und angenehm lesbaren Portfolio mit vielfältigen Aspekten, verständlichen Anleitungen und Informationen rund um das Thema STREET zurückgreifen.
Pia Parolin / Siegfried Hansen
Praxisbuch Streetfotografie Von der Szene zum Bild – wie kreative Streetfotos entstehend
Punkt-Verlag 2024