Mit Bildern Geschichten erzählen
… die Autoren bringen einleitend mit der Aussage, dass man keine Scheu vor zu geringen Anlässen haben soll den Leser auf das bodenständige Niveau, den das Buch auch im weiteren Verlauf dankenswerter Weise nicht verlässt. Auch die Tatsache, dass die technische Ausrüstung für das Erzählen guter Geschichten, kaum eine Rolle spielt wird erwähnt.
Blättert man einfach mal durch das Buch fallen einem die enthaltenen Bilderserien auf. Diese sind manchmal kurz und abschließend mit 3-4 Bildern, oder auch eine größere Materialsammlung, aus denen die Geschichte letztlich später ausgewählt und erzählt wird. Das Buch enthält viele Abschnitte, in denen der Leser quasi eine Aufgabe erhält. So kann er das soeben gelesene vertiefen und selbst ausprobieren. Ich habe mich angeregt durch die Bilderserien im Buch zunächst mal in mein Archiv vertieft. Dort habe ich geschaut, ob bereits Material vorhanden ist, welches sich grundsätzlich für eine Bildergeschichte eignen würde. Dabei habe ich auch direkt entdecken können, welche Aufnahmen fehlen bzw. wie ich hätte anders an Bilder hätte herangehen können.
Die Autoren stellen auch bekannte Fotografen mit ihren Spezialgebieten vor. Hier hat mir besonders gut gefallen, dass die Quellen zu Zitaten teilweise direkt unten auf der Seite abgedruckt sind. Das fördert zumindest bei mir die Bereitschaft die Zusatzinfos direkt aufzurufen und in das neu erworbene Wissen einzubauen. Bei reinen Textzitaten, die häufig auf Englisch sind und Abschnitten vorangestellt sind, wird bei mir Neugier geweckt und ich suche im Internet nach der Quelle und weiteren Informationen. Am Ende des Buches findet man die Quellen und weiterführenden Links nochmals zusammengestellt.
Wir alle sind es von klein auf gewohnt spannende Geschichten zu hören oder als Film zu sehen.
Das sehen von Geschichten in einer Folge von Bildern, mit oder ohne begleitenden Text, kommt erst später dazu. Insbesondere im Bereich von Zeitungen oder Zeitschriften und heutzutage im Internet ist diese Art des Geschichtenerzählens weit verbreitet, aber nicht immer gut umgesetzt.
Die Autoren erklären mit verständlichen Worten die unterschiedlichen Methoden und Techniken zum Aufbau einer interessanten, spannenden Geschichte und die dazu gehörigen Werkzeuge. Von der Heldenreise über Attributklammern finden sich in kurzen Abschnitten alle relevanten Informationen gut lesbar aufbereitet. Fachbegriffe wie die Lasswell-Formel, die Drei-plus-Eins-Formel oder das Eisberg-Modell werden dem Leser verständlich erklärt und die Beispiele holen ihn in seiner Wirklichkeit ab.
Die Autoren machen auch deutlich wie man ohne oder mit begleitenden Worten dem gewünschten Erfolg näherkommt. Die Analyse der Zielgruppe gehört hier unabdingbar dazu, die „falsche“ Geschichte für die angesprochene Zielgruppe wird nur geringes Interesse oder gar Unverständnis hervorrufen. Da die Geschichten mit Bildern erzählt werden, ist natürlich auch ein Abschnitt über Bildgestaltung enthalten. Abgerundet wird das Buch durch die Kapitel Präsentation, Rechtliches und Equipment. Zum Ausklang erzählen sieben Autoren ihre Geschichten und geben Einblicke in ihre Arbeit.
Die im Buch behandelten Techniken und Informationen lassen sich in andere Bereiche der Fotografie wie beispielsweise die Streetfotografie oder die Porträtfotografie übertragen und dort nutzen.
Der Bandwurmsatz „wem will ich erfolgreich, warum und wie welche Geschichte erzählen?“ charakterisiert das Buch schon ganz gut. Wer in seinen Fotobüchern, auf seiner Homepage oder
in Bilderschauen bessere Geschichten erzählen will, dem kann ich das Buch empfehlen.