Buch: Bewusster fotografieren

… ein sehr interessanter Titel. Man macht sich über den möglichen Inhalt direkt seine eigenen Gedanken, doch was erwartet einen in dem Buch?

Der Autor macht zunächst in einer längeren, teilweise sehr persönlichen und manchmal thematisch abschweifenden Einleitung bewusst, dass das Buch sich weniger mit den konkreten technischen oder gestalterischen Aspekten der Fotografie beschäftigen wird. In dem Buch wird sprachlich und inhaltlich anspruchsvoll über mehrere Kapitel insbesondere auf die menschliche Seite oder auch die Soft-Skills in der Fotografie eingegangen. Dem Autor ist es wichtig, dass der Leser seine eigenen Ziele in seiner persönlichen Ausgestaltung der Fotografie sicher erkennt und diese dann zielgerichtet verfolgt. Als mindestens genauso wichtig erachtet der Autor die Wünsche der Kunden. Nur wenn der Fotograf weiß, wie der spätere Betrachter seiner Bilder denkt und fühlt, kann er dies gezielt in seinen Bildern berücksichtigen und die Erwartungen erfüllen. Hierzu empfiehlt der Autor die gefertigten Bilder vielen Leuten zu zeigen und die Rückmeldungen und Kritiken zu sammeln.  Kein schlechter Gedanke, auch wenn man heute im Internet eher nur nichts sagende positive Anmerkungen erhält … konstruktive Kritik ist nicht einfach und wird oft als persönlicher Angriff gesehen. Die inhaltliche und qualitätsbezogene Beschäftigung mit den eigenen Bildern ist dem Autor wichtig und im Buch finden sich hierzu entsprechende Anregungen.

In einem Kapitel geht es um das Licht, hier werden nicht die einzelnen Arten des Lichts oder ihre unterschiedlichen Farbtemperaturen behandelt, der Autor gibt eher Beispiele für die Interaktion zwischen Licht und Motiv. Er fordert seinen Leser ausdrücklich zu eigenen Experimenten auf.

Im Laufe des Buches unternimmt der Autor Exkursionen in andere kreative oder berufliche Bereiche. Er zeigt beispielsweise sportliche Abläufe und dort erprobte Mittel auf, um sie dann in den Kontext zur Fotografie zu setzen. Warum soll ein anderswo erfolgreiches Konzept nicht auch zur Lösung fotografischer Aufgabenstellungen dienen können? Ein durchaus ungewohntes und spannendes Vorgehen, aus dem sich Nutzen ziehen lässt. Ich denke es erfordert ein gehöriges Maß an Auswertung und Vorüberlegungen sowie praktischer Übung, bis sich Erfolge in der eigenen Fotografie zeigen werden. Der Autor bringt an vielen Stellen des Buches psychologische und hintergründige Aspekte in unterschiedlicher Form ein, die man in seinen eigenen kreativen Prozess mit einbinden kann.

Im Laufe des Buches sind einige Passagen, vielleicht auch bedingt durch die Übersetzung, manchmal recht schwer flüssig zu lesen. Das Buch kommt mir mit seinen 55 in sich geschlossenen Kapiteln wie ein buntes Kaleidoskop voller Licht oder eine bunt blühende Sommerweise vor … es ist für jeden was dabei. Nicht alles passt immer für jeden, wie im richtigen Leben … man pflückt sich das, was gerade im Augenblick gut passt.

Es ist sicherlich kein Buch für zwischendurch und auch nicht für jedermann als Standardwerk zu empfehlen, aber es bereichert doch die Sicht auf die Vielfalt der Fotografie und der unterschiedlichen Art mit ihr umzugehen.

Bewusster fotografieren
Ein Wegweiser zu Achtsamkeit, Kreativität und persönlichem Ausdruck
David Ulrich
2023 dpunkt.verlag

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